Anja ist 18 Jahre alt. Sie hat im August 2021 die Ausbildung (EBA) zur Büroassistentin gestartet und lebt in der obvita WG. In der Schule läufts gut. Bei der Arbeit auch. Nur persönlich ist es manchmal etwas schwierig. Anja leidet an einer Autismus-Spektrum-Störung.
Anja, magst du uns erzählen, was dir im Alltag manchmal Mühe bereitet?
Ja, da gibt es zum Beispiel öfters Momente, wo ich lieber allein bin. Es gibt auch Tage, da wache ich auf und denke, ich habe heute zu gar nichts Lust. Aber zum Glück kommen auch immer wieder Tage, an denen ich gerne zur Arbeit gehe und ich mich dank der Leute besser fühle.
Geht es dir besser, seit du bei obvita bist?
Hm, schwer zu sagen. Ich merke zum Beispiel, dass ich den Leuten mehr vertraue. Ich bin auch offener als früher. Bei obvita komme ich mit praktisch allen aus, das war in der Schulzeit anders. Dort wurde ich oft gemobbt, weil ich nicht redete und darum stempelte man mich einfach als komisch ab. Ich bin zwar immer noch schüchtern und gehe nicht direkt auf Leute zu, aber wenn ich das Vertrauen habe, dann rede ich auch. Wenn ich einen schlechten Tag habe, denke ich daran, wie es anderswo wäre und reisse mich wieder zusammen. Geht halt nicht anders mit meinen Depressionen. Da geht es mir an keinem Tag wirklich gut, aber ich will nicht, dass man mit mir Mitleid hat. Bei obvita hat man Verständnis dafür, ich kann lachen und es gut haben mit den anderen. Ich muss meine Stimmungen viel weniger überspielen. Ich bin echt froh, hier zu sein.
Da du gerade die Arbeit erwähnst: Was sind deine Aufgaben?
Ich bin ja beim Projekt Restwert. Dort bekommen wir verschiedene Artikel, die wir zuerst in der Datenbank erfassen, dann fotografieren wir sie, recherchieren nach dem Preis, ach ja, und die Bilder bearbeiten wir auch noch. Ist das alles gemacht, inserieren wir die Artikel auf Ricardo. Auch Reaktivierungen machen wir, das heisst, wenn nach einer gewissen Zeit der Artikel nicht verkauft wurde, geht der Preis runter. Kauft ihn auch dann niemand, kann der Lieferant entscheiden, ob der Artikel gespendet werden soll oder ob er ihn zurücknimmt. Ich mache alle Aufgaben gern und ich finde es auch mega spannend, wie viele Artikel es gibt, von Legos über Zelte und Kindersachen bis zu Velos.
Hast du Freunde?
Ja, meine beste Freundin lernte ich bei der Arbeit bei obvita kennen. Und ich habe einen festen Freund. Mit ihm verbringe ich je nachdem die Abende und Wochenenden. Ich kann mit ihm viel besser reden als mit anderen und ich vertraue ihm auch mehr an. Weil er mich versteht. Er selbst hat ADS und lebt auch in der obvita WG. Sein Zimmer ist direkt neben meinem.
Was rätst du anderen, die in einer ähnlichen Situation wie du sind?
Auch wenn man eine Einschränkung hat, kann man es schaffen. Es ist schwierig, aber nicht unmöglich. Und man soll den Traum, den man hat, verfolgen.
Hast du denn einen Traum?
Ja, ich würde gerne mal die zwei Fernsehmoderatoren Joko & Klaas treffen. Ich bin auch schon am Sparen, dass ich in ihre TV-Show gehen kann. Mir gefällt der Humor der beiden und dass sie sich für viele Sachen einsetzen, auch dafür, dass man alle gleich behandeln soll.