«Das Recovery-Seminar hat mich stärker gemacht»

Mehr Leichtigkeit im Umgang mit psychischer Erkrankung ist erlernbar. Mit dieser Erkenntnis richtet sich das Seminar «Recovery – Wege entdecken» an Menschen mit einer psychischen Erkrankung. Die Teilnehmenden werden darin unterstützt, sich mit ihren Lebensgeschichten auseinanderzusetzen und ihren Genesungsweg selbst in die Hand zu nehmen. Das erfolgreiche Seminar wird bereits zum dritten Mal in Folge bei obvita St. Gallen durchgeführt. 

Wir haben uns mit Monika Heierli, die 2022 am Seminar teilgenommen hat, unterhalten.

Monika, was war für Dich das Besondere am Recovery-Seminar?

Es gibt verschiedene Aspekte. Ein wichtiger ist sicherlich, dass man sich in einer Gruppe kennenlernt und austauscht. Jede:r bringt sich ein – aber nur so viel, wie er / sie möchte. Man lernt auch, seine Gefühle zu reflektieren, sich «objektiv» damit auseinanderzusetzen. Das hilft sehr, wenn man dann im echten Leben wieder mit diesem Gefühl konfrontiert ist.

Würdest Du sagen, dass man etwas aus dem Kurs mitnimmt?

Ja, auf alle Fälle. Das ist ein riesiger Vorteil des Seminars. Man lernt sogenannte Skills, die man im Alltag anwenden kann. Zum Beispiel, um besser mit negativen Gefühlen umgehen zu können. Man lernt auch, wie man «Rückschläge», die einen früher aus der Bahn geworfen hätten, besser verkraftet. Man lernt zum Beispiel, dass man Rückschläge auch einfach als Vorfälle betrachten kann, die einfach zum Leben dazu gehören. Und mit den vermittelten Skills kann man damit besser umgehen. Das Recovery-Seminar hat mich insgesamt stärker gemacht.

Hilft die Gruppe dabei?

Ja, definitiv. Es hilft sehr, die Eindrücke und Wahrnehmungen von anderen zu hören. Man kann dann andere Sachen besser einordnen. Man kann sich auch öffnen. Es ist klar, dass alles, was in der Gruppe geäussert wird, auch in der Gruppe bleibt. Vertraulichkeit ist allen wichtig. Das befreit; man kann sich intensiver mit der Sache auseinandersetzen.

Das Seminar wird von einer Fachperson gemeinsam mit jemandem durchgeführt, der ebenfalls eine Krankheitserfahrung hat. Wie empfindest Du dieses System?

Das ist sehr gut, weil damit beide Welten abgedeckt werden: die Fachsicht und die Sicht einer:s Betroffenen, mit der man sich identifizieren kann. Da hilft, um sich selbst zu öffnen.

Möchtest Du potenziellen Teilnehmenden noch etwas mitgeben?

Ja! Nämlich, dass sie es unbedingt machen sollten. Das Seminar hilft wirklich sehr, mit seinen eigenen psychischen Thematiken besser umzugehen. Ja, es ist auch anstrengend, denn es sind ja sechs ganze Tage, aber hinterher ist man stärker, reifer, klüger. Es ist ein Bad für die Seele und den Geist.