Aufnahme von Elmar auf einer Brücke im Grünen

Was lange währt, wird endlich gut.

Es war ein langer Weg, auf dem einige Stolpersteine lagen: Epilepsie, Lernschwäche, Legasthenie. Doch Elmar gab nie auf und verfolgte sein Ziel bei obvita unermüdlich. Das hat sich gelohnt: Nach 25 Jahren schafft es der heute 48-Jährige in den 1. Arbeitsmarkt und geht im Seniorenheim Bad Säntisblick in Waldstatt einer erfüllenden Aufgabe nach.

Elmar, warum bist du überhaupt zu obvita gekommen?

Das hatte ich eigentlich nicht vor (lacht). Ich startete nach der Schulzeit mit einer Lehre als Kaminfeger, musste sie dann aber aufgrund meiner Epilepsie leider abbrechen, es war zu gefährlich. Auch meine Lernschwäche machte mir zu schaffen und der Umgang mit den Leuten fand ich manchmal schwierig, man ist nicht immer mit Samthandschuhen angefasst worden. Ich absolvierte eine Anlehre als Gebäudereiniger im Johanneum in Neu St. Johann und danach kam ich zu obvita.

Ein Glücksfall für dich?

Ja, absolut. Ich konnte hier in verschiedene Bereiche hineinschauen, fühlte mich dann aber im Reinigungsdienst am besten aufgehoben. Und dank des Job Coachings habe ich es in den 1. Arbeitsmarkt geschafft.

Das musst du jetzt schon etwas näher erklären, wie dieser Erfolg zustande kam.

Das Programm Jobmacher hilft dir ganz gezielt, es in den 1. Arbeitsmarkt zu schaffen. Das heisst, ich konnte verschiedene externe Praktika machen. Ich arbeitete in einer Reinigungsfirma, im Coop Recyclingcenter, in einem Bauunternehmen als Magaziner, in der Gemeinde Waldstatt im Hausdienst und Unterhalt. Teilweise waren die Praktika vorgegeben, einige konnte ich auch selbst aussuchen. Da wurde mir schnell klar: Auf dem Bau mag ich nicht arbeiten, da ist mir der Umgang zu ruppig. Am besten gefiel mir der Hausdienst. Zum Bad Säntisblick kam ich, weil meine Frau dort arbeitet. Zuerst habe ich drei Monate lang geschnuppert, dann gab es einen Leihvertrag, zwei Jahre später eine Festanstellung. Bei alledem hat mich das Team stets unterstützt – ohne das Job Coaching wäre ich nicht hier, wo ich jetzt bin.

Was machst du im Bad Säntisblick?

Ich bin im Hausdienst tätig und kümmere mich um die Zimmer- und Austrittsreinigung. Auch die Fensterreinigung gehört dazu. Da hat es riesige Fenster, die man nur mit Stangen putzen kann, da weiss man dann abends, was man gemacht hat. Aber das ist nur 2-mal im Jahr nötig. Zudem bin ich für die Reinigung der Böden und Treppenhäuser verantwortlich. Daneben unterstütze ich die Küche beim Abwasch. Das sagt mir sehr zu, weil dort viel läuft und «es tuet en Chlapf» und schon ist Feierabend. Mir gefällt die Arbeit im Bad Säntisblick, es ist sehr abwechslungsreich.

Was ist der Unterschied zum Alltag bei obvita?

Es ist strenger, die Zeit vergeht wie im Flug. Meistens spüre ich den Druck des 1. Arbeitsmarktes nicht, ausser, wenn mehr Arbeit da ist oder jemand ausfällt. Gerade gestern war so ein Tag, dann spüre ich mehr Druck, aber ich habe gelernt, damit umzugehen. Am Anfang war das noch schwieriger. Vom Arbeitgeber war viel Verständnis da, vor allem in der Übergangsphase vom Leihvertrag zur Festanstellung, da gaben sie mir die nötige Zeit, in den Alltag reinzufinden. Jetzt behandeln sie mich gleich wie die anderen, und das wollte ich auch.

Das Ziel mit dem 1. Arbeitsmarkt hast du erreicht. Was kommt jetzt?

Auch einen anderen Traum konnte ich mir erfüllen: die Autoprüfung. Da ich seit 2009 keine epileptischen Anfälle mehr hatte, war dies endlich möglich. Das Auto gibt mir Freiheiten. Ein Ziel ist jetzt aber noch, unser Hoflädeli zu Hause erfolgreicher zu machen. Meine Frau und ich haben eigene Produkte, die wir verarbeiten und man kann bei uns auch Kaffee trinken, bei schöner Säntissicht.

Welchen Rat gibst du den Menschen bei obvita mit auf den Weg?

Dass man realistisch sein muss. Also zuerst schauen, was kann ich und was lässt sich erreichen. Man kann nicht jeden Job machen, das musste ich auch lernen. Und man muss an sich selbst arbeiten, viel Disziplin haben, nichts passiert von allein. Das ist mit viel Arbeit verbunden. Manchmal bekommt man eine Absage und fällt zurück. Einfach niemals aufgeben.

Wie bist du mit solchen Rückschlägen umgegangen?

Ich habe mir einfach immer gesagt, ich will den Schritt nach draussen schaffen und es ist mir egal, was die Leute von mir denken. Ich weiss, was ich kann, die anderen wissen es nicht. Ich erinnere mich da an ein Telefonat mit einem Altersheim; als ich fragte, ob sie jemanden suchen für die Reinigung, bekam ich zur Antwort: «Wir nehmen doch nicht jeden Tubel.» Ich habe mir dann einfach gesagt, an so einem Ort will ich doch nicht arbeiten, wenn man so denkt. Dazu kommt der Halt meiner Frau. Mir ist wichtig, Menschen um sich zu haben, die an mich glauben.