Ostschweizerischer Blindenfürsorgeverein

Wir schaffen Lebensqualität.

Seit seiner Gründung im Jahr 1901 steht der Ostschweizerische Blindenfürsorgeverein (OBV) für Menschen mit Beeinträchtigungen ein. In einem Vereinslokal in St. Gallen versammeln sich Viktor Altherr, Lehrer aus Trogen und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter und gründen den Ostschweizerischen Blindenfürsorgeverein. Die Betroffenheit über das Elend von blinden Mitmenschen, die überhaupt nicht in die Gesellschaft integriert waren, wurde von vielen geteilt und unterstützt. Nur wenige Jahre später konnte am 1. Juli 1907 das Blindenheim eingeweiht werden.

Ansicht des Blindenheims aus dem Jahr 1921.

Unsere Gremien

Der Ostschweizerische Blindenfürsorgeverein wird von einem Vorstand, bestehend aus mindestens fünf Personen, geleitet. Der Prüfungskommission obliegt die Überprüfung der Amtsführung des Vorstandes.

obvita Mitgliederversammlung 2024.

Viktor Altherr

Ulrich Victor Altherr (1875–1945) war ein Schweizer Pädagoge, der sein Leben der Unterstützung Blinder widmete. Er arbeitete als Lehrer an mehreren Orten, darunter in Trogen, wo er an der Unterschule Vorderdorf tätig war. Hier begann er mit Nachhilfestunden für damals sog. schwachbegabte Schüler, was den Grundstein für sein soziales Engagement legte. Als Gotthilf Kuli, Direktor der Zürcher Blindenanstalt, ihn auf die oft verzweifelte Lage blinder Menschen aufmerksam machte, begann er, sich für sie einzusetzen. Altherr erkannte deren Isolation und vernachlässigte Stellung in der Gesellschaft. Angetrieben von christlicher Demut setzte er alles daran, diesen Menschen durch Bildung und Arbeit Lebensfreude und Eigenständigkeit zu schenken und brachte mit praktischem Organisationstalent wichtige Unterstützer zusammen.

(nach A. Nägeli, Ulrich Victor Altherr 1875-1945: Alt-Direktor des Ostschweizerischen Blindenheimes, Appenzellische Jahrbücher, Band 73, 1945)

Chronologie

Vom OBV zu obvita. Einige Meilensteine aus der ereignisreichen Geschichte des Ostschweizerischen Blindenfürsorgevereins:

1901

Viktor Altherr, Lehrer aus Trogen und Mitstreiterinnen und Mitstreiter und gründen den Ostschweizerischen Blindenfürsorgeverein. Am 17. April 1901 fusionieren die Trogener Blindenfreunde mit einer ähnlichen Gruppierung in St. Gallen. Aus dieser lockeren Verbindung entsteht an der ersten konstituierenden Hauptversammlung vom 12. Dezember 1901 der Ostschweizerische Blindenfürsorgeverein (OBV) mit den Mitgliedkantonen St. Gallen und den beiden Appenzell. Am 1. Juli 1907 wird das Blindenheim eingeweiht. 1910 werden die Kantone Glarus, Graubünden und Schaffhausen Mitgliedskantone.

Ansichtskarte Blindenheim St. Gallen. Quelle: sammlung r.wiedenmeier

1920

65 Personen bewohnen das Blindenheim. Die meisten von ihnen arbeiten in den Werkstätten, die in das Blindenheim integriert sind. Das neu gegründete Asyl beherbergt zehn (vorwiegend taubblinde) Personen. Kauf der Wirtschaft zur Fernsicht angrenzend an das Areal des OBV. Ziel ist der Umbau in ein Altersasyl für ältere und kränkliche Blinde für 15 Bewohnerinnen und Bewohner. Bezug des Asyls ist am 1. Juli 1920.

1928–1930

Die Hauptversammlung beschliesst am 11. Dezember 1928 den Neubau eines Blindenaltersheims. Damit wird im Blindenasyl Raum frei für «schwache und gebrechliche Blinde». Das Blinden-Altersheim mit seinen 50 Einzelzimmern wird am 27. April 1930 nach rund einjähriger Bauzeit seiner Bestimmung übergeben. Die Blindenstatistik des Jahres 1930 ergibt gesamtschweizerisch 2600 blinde Personen. Davon entfallen 460 auf die Mitgliedkantone des OBV.

bruggwald51 Altersheim von aussen in den 1940er-Jahren.
Das Blindenaltersheim in den 1940er-Jahren.

1940

Blindenheim, Altersheim und Asyl beherbergen insgesamt 139 Bewohnerinnen und Bewohner. In den Werkstätten arbeiten 82 blinde und sehbehinderte Menschen. 16 Lernende absolvieren im OBV eine Ausbildung.

1950

Aufnahme des Betriebs der Lehrwerkstätte für Metallbearbeitung im Untergeschoss des Blinden-Altersheims 69 Firmen beteiligen sich mit finanziellen Beiträgen an der Gründung dieses Projekts.

1963–1965

1963: Schliessung und Verkauf des Blinden-Asyls. 1965 ist die Geburtsstunde des Beratungs- und Sozialdienstes «BSD», der heutigen obvita Sehberatung. Diese entwickelt sich als selbständige Institution aus dem Fürsorgedienst des OBV und übernimmt neue Aufgaben in den Bereichen Rehabilitation und Sozialberatung.

1993

Einführung der neuen Dienstleistung «B+U» (heute Visiopädagogik der obvita Sehberatung für Kinder und Jugendliche). Dieser Beratungs- und Unterstützungsdienst begleitet und fördert blinde und sehbehinderte Kinder, die in ihrer gewohnten Schulumgebung integriert werden.

2011–2012

Neue Namensfindung für den OBV für die strategische Ausrichtung: aus dem OBV wird obvita. Der Trägerverein OBV bleibt bestehen. Neu begleitet obvita nicht nur Menschen mit Sehbeeinträchtigungen, sondern auch mit Entwicklungsverzögerungen und psychischen Beeinträchtigungen auf ihrem Weg zu mehr Lebensqualität.

obvita Logo

2019

Mit der Urkunde Anerkennung für Excellence 4 Sterne der European Foundation for Quality Management (EFQM) hat obvita einen weiteren Meilenstein auf dem Weg der Excellence erreicht. bruggwald51 – Wohnen und Pflege im Alter löst obvita Wohnen im Seniorenalter ab. Der neue Name und der eigenständige Auftritt sollen die Positionierung und die Öffnung für alle Senioren und Seniorinnen unterstreichen.

Logo EFQM-Zertifizierung 2022
Logo bruggwald51 - Wohnen und Pflege im Alter.

2020

Ein weiterer grosser Meilenstein in der Geschichte von obvita: nach zweijähriger Bauzeit eröffnet obvita das neue Kompetenzzentrum für berufliche Integration und Sehberatung. Dank neuen Angeboten und Dienstleistungen kann obvita sehbehinderte Menschen wie auch Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen noch wirkungsvoller unterstützen.

Aussenansicht obvita Kompetenzzentrum.

2022

Im Frühjahr findet nach langer Pause ein Tag der offenen Tür bei obvita statt. Für alle Mitarbeitenden ein bewegender Anlass: Endlich kann das neue Kompetenzzentrum einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. Das Projekt «startklar?» wird in Wittenbach eröffnet. Dabei geht es darum, junge Menschen mit psychischen Problemstellungen in ihrer Ausbildungsfähigkeit zu stärken und für eine Ausbildung im 1. Arbeitsmarkt fit zu machen.

Eine grosse Gruppe Menschen hört einem Mitarbeitenden von obvita bei der Führung durch das obvita Kompetenzzentrum zu.
Octavio Castelar und Loris Locher in der Jugend-Werkstatt Startklar

2023

Eröffnung des obvita Tageszentrums. In der Nähe des HB St.Gallen entsteht ein weiteres wichtiges Angebot von obvita mit dem Ziel, ein Ort der Begegnung zu schaffen für Menschen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren, die aufgrund einer psychischen Erkrankung eine IV-Rente erhalten oder deren Renten-Antrag geprüft wird.

Teilnehmer im Tageszentrum am Nähen unter Anleitung.